X-Alps Academy im Engelberger Tal – Bericht von Sebastian Weber
Der Zusammenzug am letzten Wochenende bestand aus zwei Teilen. Wettkampf und Einsicht im nie auszulernenden Gebiet der Meteorologie mit Nicole Glaus.
Wettkampf Engelberg Cup 1. Edition
Am Samstag fand die erste Austragung des Engelberg Cup statt. Die meteorologischen Bedingungen waren anspruchsvoll, bzw. verhiessen ein spannendes Rennen. Insbesondere musste ein besonderes Augenmerk auf eine sinnvolle Taktik gelegt werden.
Ausgangssituation:
Eine tiefe Bewölkungsschicht zwischen ca. 1300 und 1600 müm legte sich über das Engelberger Tal. Darüber war es offen. Es bestand eine Gefahr, dass mit ca. 3hPa Druckunterschied zwischen Süd- und Nordseite der Alpen aufgrund der Temperaturdifferenz Seichtföhn in Engelberg entstehen könnte. Dies würde sich vorteilhaft auf die Hochnebelauflösung, aber negativ auf die Flugbarkeit auswirken.
Die Turnpoints waren verstreut von Buochser und Stanserhorn ganz im Norden, bis Titlis ganz im Süden des Engelberger Tals. Für weitere Information bezüglich Turnpoints und genaueren Infos über den Wettkampf hier der Link https://engelberg-cup.ch/de/
Somit gab es grob 2 Richtungen, in welche die Athleten davon eilten – Richtung Engelberg bzw. bergauf Richtung Gummen.
Gummen: Es konnten relativ zügig die Turnpoints Gummen und Arvigrat auf dem Fussweg geholt werden. Leider war an eine zügige Nebelauflösung nicht zu denken, so mussten die Athleten absteigen und unter dem Nebel Richtung Engelberg gleiten, was aufgrund der geringen Höhe nicht gereicht hat.
Engelberg: Chrigel und weitere Athleten der X-Alps Academy haben sich zuerst Richtung Süden auf dem Fussweg nach Engelberg begeben. Dort war eher mit einer Auflösung des Nebels zu rechnen. Chrigel und Jungtalent Aaron Mathis joggten weiter Richtung Fürenalp, während ein Grossteil auf den Brunni und dann weiter zum Rigidalstock aufstiegen.
Chrigels Magic Move
Im hinteren Teil des Tals und oberhalb von ca. 1800m gab es tatsächlich diesen Seichtföhndurchbruch, der es aber nicht schaffte, die Nebeldecke weiter unten nennenswert aufzulösen. So startete Chrigel und Aaron oberhalb der Fürenalp in anspruchsvollen Bedingungen. Chrigel erwischte die bessere Linie. Anders ausgedrückt, er schaffte es tatsächlich im Leerotor des Seichtföhns Höhe zu machen, den Turnpoint Brunni, Rigidalstock fliegend zu holen und dann oberhalb des Nebels auf die andere Talseite zu fliegen und dort weitere TP`s zu holen. Selbsterklärend, dass dies bei anspruchsvollen Bedingungen stattfand. Ebenfalls fliegend holte den TP Rigidalstock Nicolas Bourqui.
Fazit: Wer bei den anspruchsvollen Bedingungen Höhe machen konnte (wie so oft) war bei diesem Wettkampf klar im Vorteil.
Die Taktik, zuerst nach Engelberg zu gehen, war ebenfalls leicht vorteilhaft.
Podium Frauen:
- Paola Cavalli
- Alizé Baron
- Linda Hoch
Podium Herren:
- Christian Maurer
- Nicolas Bourqui
- Aaron Mathis
Zudem waren mit 2 Athletinnen unter den Top 4 bei den Damen und 5 Athleten unter den Top 10 bei den Herren zahlreiche X-Alps Academy Team Mitglieder vertreten.
Wir danken den Organisatoren des Engelberg Cups herzlich dafür, keinen Aufwand gescheut zu haben, um einen Top Hike anf Fly Wettkampf im wunderschönen Engelberger Tal zu initiieren.
Sonntag Wetterkunde mit Meteorologin Nicole Glaus
Am Sonntag stand Theorie und Debriefing im Vordergrund.
Ein Grund, warum die X-Alps Academy jeweils viele Top Plätze für sich holen kann, ist sicherlich die akribische Analyse im Debriefing. Dies fand am Morgen statt. Danach hat uns Meteorologin und Gleitschirmpilotin Nicole Glaus in die Entstehung der Wetterprognose Einblicke gewährt.
Das Thema ist sehr komplex. Hilfreich ist es, die unterschiedlichen Wettermodelle wie GFS oder ICON D2 zu verstehen und für sich abzuleiten, wie gut die daraus resultierende Prognose werden kann. Beispielsweise ist ein globales Wettermodell wie GFS gut für eine grossflächige Wetteranalyse (Maschenweite 40km x 40km), hingegen für eine genauere Alpenprognose ein ICON D2 (Maschenweite 2.2km x 2.2km) deutliche Vorteile aufweist.
Grossen praktischen Nutzen für uns Anwender sind sicherlich bewährte Daumenregeln wie:
- Im Cosmo wird der Wind eher zu stark angezeigt, die Nebelauflösung ist in der Tendenz zu optimistisch, bzw. konvektiver Niederschlag wird überschätzt
- Cirrenbildung aufgrund lediglich teilweiser Einberechnung von Aerosolen (z.B Saharastaub) in der Prognose schwierig.
- Temperatur/ Nullgradgrenze in der Prognose sehr genau
- Exakte Bewölkung, Regenmenge, Schneefallgrenze, Wind am Boden etwas weniger genau
- Eher ungenau sind zeitlicher Ablauf bei Kaltfronten, Westlagen, Gewitter, Neuschneemengen
So konnte mit diesen hilfreichen Inputs Rückschlüsse auf den Wettkampftag vom Samstag gezogen werden, z.B Nebelauflösung, welche zu optimistisch gewesen ist.
Als gemeinsamen Abschluss haben wir uns erneut auf den Brunni gemacht. Aufgrund der müden Beine haben wir ausnahmsweise die Brunni Bergbahn genutzt. Chrigel hat Nicole am Tandem Einblicke in seine Welt des sicheren aber vor allem auch effizienten Fliegens gewährt.
Ein erfolgreiches Wochenende in der unschlagbaren Kombination Wettkampf und Nacharbeitung, bzw. Theorie ging zu Ende.
Wir möchten uns herzlich bedanken bei den Organisatoren des Engelberg Cup Peter Waldner, Urs Lang und Martin Hans und alle, die daran mitgewirkt haben.
Herzlichen Dank Nicole Glaus für den informativen Input der Wetterprognose.