Nach etlichen Wochen Südföhn und Saharastaub ergab sich am ersten Aprilwochenende ein gutes Flugfenster. 8 Flughungrige Piloten der Hike and Fly Academy eilen deshalb nach Bellinzona um endlich wieder Airtime zu geniessen. Der Monte Tamaro eignete sich dank seiner Höhe perfekt dafür und wurde auch von der XC Liga ins Visier genommen. Mit den neuen orangen Jacken präsentierte sich das Team am Startplatz bis erste kleinere Cumulus Wolken entstanden. Bei den ersten 15km Richtung Süden entstand eine Autobahn von XC Ligapiloten der H&F Academy und sonstigen Freifliegern in Richtung Italien. Im Süden vom Monte Lema wurde das Feld deutlich dünner. Die Basis im unbekannten Flachland war tiefer als zuvor, viele ambitionierte Ligapiloten entschieden sich dafür ein Dreieck zu fliegen und mussten südlich der CTR von Lugano durch.
Learning
Bei langem vorbeifliegen von Lufträumen ist es oft besser mit ein wenig Abstand zum Luftraum zu fliegen. Kommt der Wind nicht aus der Seite des Luftraums, driftet man sehr schnell in den Luftraum rein und muss die Thermik verlassen.
Die Variante ein flaches Dreieck zu fliegen und in den hohen Bergen zu bleiben war die einfachere Option, bei welcher jedoch das Abenteuer vom Zurückkommen ausblieb.
Perspektive Sebi Weber
Im Vorhinein wurden die beiden Varianten besprochen. Die eine der Krete entlang Richtung Südwesten zum Monte Lema und danach zurück Richtung Nordosten. Dies war sicher die etwas einfachere Variante, da sie kein Flachland beinhaltete und im Falle einer verfrühten Landung eine Rückreise zu unserem Stützpunkt in Bellinzona vereinfachte (ursprünglich die von mir geroutete und bevorzugte Variante). Die andere würde bis zum Sasso del Ferro bei Laveno führen um dann Richtung Osten Südlich der CTR Lugano vorbei Richtung Como, evtl. Lecco und dann zurück Richtung Nordwesten, um das FAI Dreieck zu schliessen. Nachdem ich nach der ersten Querung vom Monte Lema zum Monte Nudo schon meine Mühe hatte dazwischen über dem flachen Hügel Höhe zu machen, so fasste ich immer mehr Mut und Zuversicht nach dem Low safe je länger der Tag wurde. Da es dann am frühen Nachmittag beständig und gut stieg, entschied ich mich für die FAI Variante. Die Kette nördlich von Gavirate funktionierte zu meiner Ankunftzeit gut, auch wenn davor dort eine schwache Phase mit temporärer Abschattung herrschte, die bei einigen zur Landung führte. Ich flog haarscharf an der CTR Lugano südlich vorbei um dann wieder Anschluss zu finden am Monte Pravello. Da die Zeit fortgeschritten war und ich am Abend das gesellige Zusammensein mit dem Team nicht missen wollte, entschied ich mich nicht weiter Richtung Lecco zu fliegen, sondern abzukürzen und den 2. Wendepunkt beim Monte di Carate zu legen. Leider wurde mir dann ein vielversprechender Südhang bei Pigra zum Verhängnis und ich musste in Castiglione dˋIntelvi landen, also auf der italienischen Seite. Trotz vieler Flieger in der Luft war ich dann der einzige Pilot dort und auf meine Frage, wie ich denn mit öffentlichen Verkehrsmitteln wieder in die Schweiz kommen würde, war die Antwort – über Como, Reisedauer 4 Stunden. Da war mir schnell klar, der schnellste Weg zurück findet mittels einem Hike &Fly statt. Nach 80min stand ich auf dem Costone und dank Gleitzahlrechner war klar, dass ich es auf die Nordseite des Lago di Lugano schaffen würde.
So gab es einen unerwartet schönen Flug, der sogar nach 1800 noch etwas Thermik beinhaltete. Nach der Landung auf dem verweisten Fussballplatz in Loggio (für Italien an der Fussball EM 2024 sehe ich es deshalb pessimistisch) und einem weiteren 10km Fussmarsch nach Lugano Bhf bin ich schlussendlich gut, allerdings nur noch zur Bettzeit in Bellinzona angekommen.
Fazit: Wer genügend Zeit mitbringt auf einem Streckenflug (ist sowieso immer ratsam) und einem Abenteuer offen gegenübersteht, der kann wunderschöne Momente in der Luft und auch auf dem Heimweg am Boden erleben. Auch auf Streckenflügen die Hike & Fly Ausrüstung dabei zu haben, ermöglicht einen flexibleren Heimweg. Wer in Italien landet, der sollte das dolce vita geniessen und sich nicht auf das dünne öffentliche Verkehrsmittelnetz verlassen.
https://www.xcontest.org/world/en/flights/detail:SebastianWeber/6.4.2024/09:09
Um den anderen Teammitgliedern auch noch die Möglichkeit zu geben sich sportlich zu betätigen, gab es am Sonntag einen Hike zur Mornera hoch. Die Wetterprognose gab eine Basis auf 3000m an mit schwächerer Thermik als am Vortag. Einen nicht vernachlässigbaren Faktor war der Saharastaub, welcher am Nachmittag bis zu 2gr/m² ansteigen sollte. Leider wurde dies uns schon vor dem Nachmittag zum Verhängnis, es gab kaum Sonneneinstrahlung was uns dazu bewegte eine «Airtime Challenge» zu machen. Derjenige der es schafft am längsten in der Luft zu bleiben gewinnt. Nicht länger als 25 Minuten dauerten die längsten Flüge. Von an den B Tragegurten hängend am Hang zu soaren bis in niedrigerem Sinken Thermik zu drehen, wurden verschiedene Taktiken ausprobiert, doch die Erdanziehungskraft hat schlussendlich alle überlistet. Die dynamischen Landeanflüge haben wieder einmal für Staunen sowie für Lacher gesorgt.
http://flaeming-wetter.bplaced.net/Synoptik/Sahara-Staub.html