Tag 1: Ein Tag voller Herausforderungen: Timing, Wetter und Teamarbeit am Pointe de Merdassier
Ein rasantes Tempo beim ersten Aufstieg auf den Pointe de Merdassier hat direkt zu Beginn das hohe Niveau des Wettkampfs und insbesondere der französichen Athleten klargestellt. Ich bin ein paar Minuten hinter den Führenden in die Luft gekommen. Ein bisschen Zeit war nötig, um mich mit dem OXA4 und den vorliegenden Gegebenheiten einzustimmen. Einmal auf die Südseite zum Aufdrehen und der Wettkampf war lanciert.
Erste Herausforderungen und Timing
Trotz einiger Abschattungen war der TP (Turnpoint) Chalet des Auges zügig erreicht. Ich war kurz hinter dem Leading gaggle und wollte den Vorteil der Gruppe nutzen. Es stellte sich allerdings heraus, dass das Thema Timing mich den ganzen Wettkampf über verfolgen würde. Aber der Reihe nach.
Größere Abschattungen und erste Landung
Im weiteren Flugverlauf waren die Abschattungen größer. Nichts Zählbares auf dem Weg zum nächsten Wegpunkt Nordöstlich von Annecy führte zu einer ersten Landung 2 km vor dem nächsten TP. Auf dem Hike hoch zu einem vermeintlich guten Startplatz flog die Verfolgergruppe über meinen Kopf. Offensichtlich hatten diese einen besseren Zyklus erwischt.
Planänderung und steiler Startplatz
Aufgrund der prognostizierten Regenschauer war Tempo am Boden angesagt. Kurz vor meinem Startplatz stellte ich fest, dass dieser Richtung Süden doch zu flach war. Somit war Plan B im steilen Gelände Richtung NW zu starten. Glücklicherweise war nach ein paar Ausrutschern und Schrammen ein nicht zu steiler Startplatz gefunden. Schnell in die Luft und zu den anderen gesellen, die gerade vorbeiflogen. Zu dem Zeitpunkt ging es gut aufwärts.
Regen und Landung am Talboden
Nach einer ersten Talquerung und nach maximaler Höhe vor dem Lac d`Annecy war die Querung desselben ein Leichtes. Jedoch war der Regenschauer aus Westen kommend mittlerweile am Roc de Boeuf angekommen. Auch wenn es vor dem Regen noch gut stieg, so habe ich die Höhe nur halbherzig mitgenommen. So war ich in einer guten Position, um doch eine Landung am Talboden anzustreben, als der Regenschauer an Intensität zugenommen hatte. Kaum war der Gleitschirm gepackt, war dieser weggezogen. Auch hier war Timing entscheidend. Einige sind mutig im Regenschauer weitergeflogen und hatten die Laufstrecke deutlich reduziert. Für mich war erst Mal 15 km am Boden zu bewältigen.
Unterstützung und südlichster Turnpoint
Dank meines exzellenten Teams konnte ich in trockene Schuhe wechseln und ein gutes Tempo ansetzen. Der südlichste Turnpoint Plainpalais war erreicht, als in dem Moment die Führenden vom Mont Margériaz gestartet sind. Durch das sich abwechselnde Wetter zwischen Sonnenschein und labiler Luft und Schauer, war es schwierig abzuschätzen, welche Phase wann gerade wo vorhanden sein würde.
Aufstieg und Dritter Flug
Die nächsten Wolken waren im Anmarsch, sodass ich zusammen mit Philipp den Aufstieg anging. Oben angekommen, war ein startbares Fenster vorhanden, welches ich nutzen wollte. Dank Philipps Hilfe war ein Start in steilem Gelände mit einem noch nassen Schirm gut machbar. Der folgende Flug war größtenteils in gutem Gleiten, jedoch ohne nennenswerten Höhengewinn.
Abendflug und Ankunft
Nach der Landung war ich gleichauf mit Athleten, welche vom Paralleltal kamen. U.a. mit Jean de Biolley, mit welchem ich auf den Roc de Boeufs aufstieg. Da mittlerweile die Sonne wieder dominierte, stand ein herrlicher Abendflug bevor. Nach 20 Uhr konnte ich wunderbar sanfte Thermik, welche von herrlich kleinen Cumulifetzten angezeigt wurden, ausnutzen und somit den Lac d`Annecy ein zweites Mal überqueren. Kurz vor Rennschluss um 21:00 Uhr konnte ich auf dem Football Feld von Thônes aufsetzen und wurde mit Pizza und Burger von meinem Team empfangen. Zwischenrang 23.
Tag 2: Höhen und Tiefen
Ein perfekter Ort um den Tag zu starten. Am Fusse des Lachat de Thônes, einer perfekten Südost ausgerichteten Bergkette und guter Thermikprognose stimmte mich äusserst optimistisch. Der erste 1000m Aufstieg mit Philipp war deshalb geprägt von bester Stimmung.
Frühstart und erste Herausforderungen
Oben angekommen, war ich der Meinung, dass die ersten Aufwinde stark genug sein würden, um mich gewagt um 08:54 als erster an dem Startplatz in die Luft zu schwingen. Mein Plan sollte ein zügiges Aufschliessen zur Gruppe, welche bereits am Mont Lachat waren und dort starten wollten, ermöglichen. Dieser Schachzug entpuppte sich als zu optimistisch. Zudem hatte ich keine Möglichkeit zur Zwischenlandung, um auf die flächendeckende Thermik zu warten. Voilà, da stand ich am Boden und wurde vom Jäger zum Gejagten.
Weitere Aufstiege und Navigationsfehler
Nach einem weiteren 800m Aufstieg und kleinen navigatorischen Umweg, musste ich mit ansehen, wie mittlerweile die Thermik zuverlässig vorhanden war und andere Athleten munter gen Himmel schickte. Geduld bringt Rosen, dieses Sprichwort sollte ich mir hinter die Ohren schreiben. Nach dem Start war ich deshalb etwas defensiv eingestellt. Nun galt es, keine weiteren Fehler zu machen und doch zügig vorwärts zu kommen.
Direktere Route und erneute Landung
Verleitet von einer Gruppe vor mir, habe ich mich entschieden, die etwas direktere aber schwierigere Route in der Luft zu nehmen. Leider wurde diese nicht belohnt, da ich ein weiteres Mal in eine Abschattung flog, bei der ich über einem flachen Hügel war, der es mir nicht erlaubte, lange nach Thermik zu suchen bevor ich zur Landung ansetzen musste. Dies war sehr ärgerlich und hat sicherlich meine mentale Kapazität gefordert.
Letzter Aufstieg und Erfolg im Flug
Trotzdem waren die 600 Höhenmeter zum Startplatz La Clusaz Cret du loup nach einem 45-minütigen Hike erreicht. Ab in die Luft und noch mehr die Devise «oben bleiben» anzuwenden, bewegte ich mich langsam aber stetig Richtung restliche Turnpoints. Die verbleibende Strecke von ca. 40km waren in 2 Stunden Flugzeit bewältigt. Froh und glücklich, das Ziel in der Luft erreichen zu können setzte ich zu einer letzten Landung an, wo mein Team um Philipp und Alex bereits mit dem Bier auf die intensiven 2 Tage mit mir anstoßen würden.
Fazit
Gesamtrang 36 von 101. Fazit: Timing und Geduld sind zwei wichtige Attribute, die ich weiterhin stärken muss. Der Fitnesslevel ist bereits sehr gut vorhanden. Jetzt geht es um die Cleverness des Wettkampfes, welche sicher auch mit Erfahrungen wie diesen weiter verbessert wird. Wenn diese im richtigen Moment abgerufen werden kann, dann ist sehr viel möglich. Ich bleibe dran 😉