Tag 1: Die 4-tägige Eigertour 2023 startete unter der Vorhersage von starkem Westwind. Trotzdem wurde ein anspruchsvoller Task über 150 km quer durchs Berner Oberland via Lötschental (Wallis) mit einem Zickzack-Kurs in von Lauterbrunnen nach Grindelwald für das Challenge Race angekündigt. Vor dem Start gab es eine Materialkontrolle und ein Briefing. Die Piloten beobachteten gespannt die aktuellen Windmesswerte und Wolkenbewegungen. Viele fragten sich, ob der Wind zum Fliegen zu stark sein würde und ob thermische Bedingungen möglich wären. Pünktlich um 11 Uhr nach dem Startschuss rannten alle Piloten los, um den ersten Turnpoint First zu erreichen. Der erste Flug war äußerst spannend. Außerhalb der geschützten Thermik sorgte der Wind für sportliche Bedingungen im Lee. Diejenigen, die zur richtigen Zeit die Talseite wechselten, konnten am Männlichen Höhe gewinnen, während andere im Tal landeten. Der Schlüssel zum Erfolg an diesem Tag und auch für die folgenden Flüge bestand darin, möglichst lange im Luv aufzudrehen und die Route so zu wählen, dass man nur kurz im Lee gegen den Wind fliegen musste, um beim nächsten Berg wieder aufzusoaren. Am Ende des Tages befanden sich die meisten Piloten im Kandertal, während Stefan und Chris bereits in einer Hütte auf dem Sunnbühl übernachteten und andere gemeinsam in einem Hotel in Kandersteg unterkamen.
Tag 2: Die beste Thermikprognose wurde für den zweiten Tag erwartet. Dieser Tag war entscheidend, da der Sprung ins Wallis fliegerisch machbar sein sollte, um lange Umwege und viele Höhenmeter zu vermeiden. Chris Fromm eilte wie ein Tour de France Sprinter bereits um 6 Uhr morgens vom Sunnbühl Richtung Engstligenalp los. Er wurde jedoch bald von einer Gruppe eingeholt, die ihm fliegerisch auf den Fersen war. Ab der Tschentenalp ging es dann schnell voran. In Gruppen flog man einfach bis zum Hahnenmoospass, wo letzte Strategien ausgetauscht wurden, um den Sprung ins Wallis möglichst einfach zu bewältigen. Es wurde ein Try-Fail-Repeat Spiel, um ins Wallis zu gelangen. Bereits am frühen Nachmittag schafften es die ersten zu landen, wo sie im Lötschental runterspiralen mussten, um dann möglichst schnell zur Anenhütte zu gelangen und keine wertvolle potentielle Thermikzeit zu verschwenden. Der Ehrgeiz, nach der Anenhütte wieder zurück ins Berner Oberland zu fliegen, war groß, da das Wetter für die kommenden Tage schlechter werden sollte. Bis 8 Uhr abends schafften es noch Piloten vom Lötschental ins Lauterbrunnental zu fliegen, und die Erleichterung und pure Freude war spürbar.
Tag 3: Bereits am dritten Tag um 6 Uhr morgens machten sich die ersten Athleten für ihren letzten Flug der Eigertour 2023 bereit. Julian S. (GER), der mit Jared S. (USA) im selben Hotelzimmer übernachtet hatte, war zwar einige Sekunden später für den letzten Flug nach Grindelwald startbereit, konnte aber dank einem Startabbruch von Jared S. den Sieg des Rennens sicherstellen. Das Wetter war sehr wechselhaft, und einige Piloten wurden überrascht, als sie beim Fliegen die Regentropfen spürten. Doch sie blieben ruhig und warteten geduldig ab, bis der Regen vorbeizog, anstatt die Hoffnung aufzugeben und abzubrechen. Von den neun Athleten, die bereits am dritten Tag das Ziel erreichten, waren auch die vier Academy Piloten Nicolas Bourqui, Cedric Hofer, Stefan Zaugg und Christopher Fromm dabei.
Abschließende Lehren: Das Rennen war ein herausforderndes Abenteuer mit vielen Höhen und Tiefen sowie individuellen Erfahrungen und Geschichten. Wenn man im Rennen vom schlechten Wetter überrascht wird, ist es wichtig, ruhig zu bleiben, zu analysieren und das Beste daraus zu machen, anstatt unüberlegt zu handeln. In einem 4-tägigen Rennen kann jeder Athlet Fehler machen. Wenn etwas nicht wie geplant funktioniert, sollte man die Situation akzeptieren, den Weg zurück ins Rennen finden und versuchen, durch Minimierung der Fehler aufzuholen.
Bericht von Nicolas Bourqui und Christopher Fromm